Wenn viele Menschen gleichzeitig Hilfe brauchen, reicht ein großes Aufgebot an Rettungskräften allein nicht aus. Es gilt so schnell wie möglich Ordnung ins Chaos zu bringen, um den geboten Überblick zu erlangen – nur so, können Sanitäter, Ärzte und Hilfspersonal der Situation schnell und bedarfsgerecht Herr werden. Für diesen Zweck sind Einsatzleitwagen unverzichtbar. Der Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Alsfeld e.V. und der zugehörige Ortsverein Mücke haben sich entschieden, ihr bisheriges Fahrzeug durch ein neues Modell mit aktueller Technik zu ersetzen. Als Fahrzeugausstatter haben wir den serienmäßigen Großraumtransporter in ein facettenreiches Spezialfahrzeug umgebaut, das die Anforderungen eines ELW 1 mehr als erfüllt. Ein Fahrzeugausbau dieser Klasse bedingt besonders gründlicher und reflektierter Planung, um in der Praxis hochleistungsfähig sein zu können. Da die Bedürfnisse im Rettungswesen sehr individuell sind, will jedes Ausstattungsmerkmal und dessen Umsetzung wohl überlegt sein. Der neue ELW ist das maßgeschneiderte Ergebnis intensiver Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Roten Kreuz und bott.
Für den Ernstfall bereit
Als Führungsfahrzeuge von taktischen Einheiten regeln Einsatzleitwagen die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften im Feld, den Führungskräften, der Leitstelle und anderen übergeordneten Stellen. So bedeutend diese Aufgabe ist – allzu oft muss das Fahrzeug diese nicht erfüllen. Üblicherweise stehen eine Hand voll „echter“ Einsätze im Jahr einer wesentlich größeren Anzahl von Einsatzübungen gegenüber. Umso wichtiger ist es, dass sich die Einsatzkräfte im Ernstfall – also beispielsweise im Rahmen von Großveranstaltungen, Katastrophen und Großschadenslagen – immer auf das Fahrzeug verlassen können. Zu diesem Zweck ist es mit Vorkehrungen wie zusätzlichen Batterien und einer außerhalb von Einsätzen dauerhaft angeschlossenen Strom- und LAN-Außeneinspeisung ausgestattet. Hinzu kommt, dass wichtige Funktionen in mehrfacher oder alternativer Ausführung vorhanden sind. Nicht zuletzt sind es zudem die intensiven Übungen selbst, die den ELW immer wieder auf Herz und Nieren prüfen und so dessen durchgängige Funktionsfähigkeit sicherstellen.
Ausrüstung flexibel und platzsparend verstaut
Da es in der Natur eines ELW liegt, mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen zu müssen, ist dessen Inneres in unterschiedliche Bereiche aufgegliedert. Die Hecktüren bilden den Zugang zu einem großen Regalaufbau, das für den Transport entnehmbarer Ausrüstung vorgesehenen ist. Von Materialien zur Verkehrsabsicherung bis hin zu einer Rettungsdrohne haben hier unterschiedlichste Gegenstände ihren Platz. Wo was verstaut wird, ist genau geregelt und wurde schon bei der Planung minutiös getestet. So sitzt jeder Handgriff, wenn es schnell gehen muss – und auch das Einladen vor der Weiterfahrt wird erleichtert. Sollte sich die mitgeführte Ausrüstung im Laufe der Jahre ändern, lässt sich die modulare bott vario3 Fahrzeugeinrichtung auf einfache Weise anpassen. Für eine verbesserte Zugänglichkeit ist die unterste Ablage des Fahrzeugregals als Schwerlastschubfach gestaltet. Gegenstände wie ein Generator zur Energieversorgung können mit Hilfe von längs der Schubladenfront verschiebbaren Zurrgurten gesichert werden. An den Innenseiten der Hecktüren befinden sich Halterungen, um beispielsweise Kennzeichnungswesten und andere Ausrüstung geordnet zu verwahren.
Ein Besprechungsraum für alle Fälle
Die Seitentür des Fahrzeugs führt zu einem Besprechungsraum mit zentral positioniertem Tisch. Die serienmäßigen Fahrer- und Beifahrersitze haben wir durch drehbare Varianten ersetzt, sodass zusammen mit den Sitzen auf der anderen Seite des Tisches vier Personen daran platznehmen können. Vom Handfunkgerät bis zum Strom- und Internetanschluss ist alles geboten, was für Führungsbesprechungen erforderlich ist. Ein großer Monitor erlaubt es nicht nur, komplexe Lagepläne auf einen Blick anzuzeigen, er kann auch dazu verwendet werden, weitere, außerhalb des Fahrzeugs stehende Personen zu instruieren – denn durch die beifahrerseitig angebrachte Markise und Außenbeleuchtung lässt sich der Bereich neben dem Fahrzeug ebenfalls als wettergeschützte Arbeitsumgebung nutzen. Diverse am Fahrzeugäußeren angebrachte Anschlüsse für den Datenverkehr und die Stromversorgung erweitern die Einsatzmöglichkeiten der im ELW verbauten Systeme auf die unmittelbare Umgebung.
Doch der mobile Besprechungsraum Raum spielt nicht nur am Einsatzort eine bedeutende Rolle. Als Führungsfahrzeug ist der neue ELW explizit so geplant, dass er auch während der Fahrt seine Aufgaben erfüllen kann. Dazu sind neben Fahrer- und Beifahrersitz auch die beiden Sitze gegenüber dem Tisch für den Personentransport zugelassen. Diese dienen während der Fahrt als Arbeitsplatz für den Sprechfunk, der sich – am Einsatzort angekommen – nahtlos in den danebenliegenden Funkraum verlegen lässt.
Konzentriert Kommunizieren und Dokumentieren
Der Funkraum mit zwei Funkarbeitsplätzen ist via Schiebetür vom Besprechungsraum aus erreichbar. Eine solche räumliche Trennung verbessert die Arbeitsbedingungen der Fahrzeugbesatzung deutlich – und ist üblicherweise den noch umfangreicher ausgestatteten und schwereren ELW-Bauarten 2 und 3 vorbehalten. Das Personal für Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) kann den Einsatz hier auf aktuellem Stand der Technik dokumentierten und Funkgespräche abarbeiten. Funktionen wie Analog- und Digitalfunkausrüstung sowie Computerarbeitsplätze sind in zwei unabhängige Bedienpulte integriert. Neben einem nachgerüsteten rückseitigen Fenster sorgt eine Standklimaanlage im Dach für angenehme Temperaturen zu allen Jahreszeiten. Die Schränke zwischen und über den Arbeitsplätzen dienen einerseits dazu, Büro- und EDV-Material zu verstauen. Andererseits ermöglichen sie einen freien Zugang auf technische Komponenten. So können beispielsweise Sicherungen schnell geprüft und bei Bedarf getauscht werden.
Sonderfunktion Drohnenfahrzeug
Neben den klassischen Aufgaben eines Einsatzleitwagens dient das Fahrzeug als Basis der Drohnenstaffel des Ortsvereins Mücke. Das ist kein Zufall, denn der Zweck der Drohne besteht vor allem darin, die Übersicht über die aktuelle Lage zu gewinnen und zu behalten. Damit ist sie wichtiger Informationsgeber für die Arbeit der Einsatzleitung.
Der ELW vereinfacht die Arbeit des Drohnenpersonals auf unterschiedliche Weise. Im Laderaum des Fahrzeugs werden Fluggerät, Zubehör und Landeplatzmarkierungen nicht nur transportiert: Dank in die Fahrzeugeinrichtung integrierter 230-Volt-Steckdosen lassen sich hier auch die Drohnenakkus vor oder während der Anfahrt laden. Die Aufzeichnungen der Drohnenkameras können in Echtzeit an den im Besprechungsraum installierten oder externen Bildschirm übertragen werden. Gleichzeitig spielt der ELW mit seinem eingebauten Router die Rolle eines stabilen Internet-Hotspots. Die Einsatzleitung kann die Live-Aufnahmen der Drohne dadurch direkt an externe Stellen weitergeben, während das Drohnenpersonal mit aktuellen Kartendaten versorgt wird.
Vollausstattung unter 3,5 Tonnen
Damit der ELW unabhängig davon, wer am Steuer sitzt, in den Einsatz starten kann, bleibt er trotz aller Technik unterhalb der 3,5-Tonnen-Grenze. So kann bei Bedarf jeder im Sanitätszug, der über einen gewöhnlichen Führerschein der Klasse B verfügt, als Fahrer einspringen. Diese Eigenschaft ist bei einem derart gut ausgestatteten Einsatzleitwagen 1 keine Selbstverständlichkeit. Unsere auf leichten und gleichzeitig stabilen Aluminium-Strangpressprofilen basierende bott vario3 Fahrzeugeinrichtung trägt wesentlich zu der hierzu erforderlichen Gewichtsreduktion bei.

Vom Fahrer- und Beifahrersitz des VW Crafter aus bedienen die Einsatzkräfte umfangreiche Sonderausstattung: die multifunktionale Sondersignalanlage, ein Funkbedienteil, die Anschnallerkennung der rückwärtig eingebauten Sitze sowie eine nachgerüstete Rückfahrkamera mit Bild- und Tonübertragung. Zur Vereinheitlichung mit den anderen Einsatzfahrzeugen hat sich der Kreisverband bewusst für ein Schaltgetriebe entschieden.
Es steckt mehr dahinter
Der neue Einsatzleitwagen des DRK Kreisverbands in Alsfeld ist geprägt von unzähligen Funktionen und Überlegungen, die weit über die in diesem Artikel behandelten Aspekte hinaus gehen. Einen tiefergehenden Einblick in die Entstehung und die Ausstattungsdetails des ELWs erhalten Sie in diesem ausführlichen Videorundgang des Blaulichtkanals.
Wir bedanken uns beim Deutschen Roten Kreuz für das Vertrauen in bott als Fahrzeugausstatter und wünschen gute und sichere Fahrt.
Durch langjährige Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten, der Polizei und anderen Behörden sind wir Ihr Experte für den individuellen Sonderfahrzeugbau – sowohl für Flotten als auch für Einzelfahrzeuge. Vereinbaren Sie jetzt einen unverbindlichen Beratungstermin.
Bildergalerie

Vom Fahrer- und Beifahrersitz des VW Crafter aus bedienen die Einsatzkräfte umfangreiche Sonderausstattung: die multifunktionale Sondersignalanlage, ein Funkbedienteil, die Anschnallerkennung der rückwärtig eingebauten Sitze sowie eine nachgerüstete Rückfahrkamera mit Bild- und Tonübertragung. Zur Vereinheitlichung mit den anderen Einsatzfahrzeugen hat sich der Kreisverband bewusst für ein Schaltgetriebe entschieden.

Zur Übergabe eines solch komplexen Fahrzeugausbaus gehört es auch, den Kunden zu den einzelnen Funktionen und Eigenschaften der eingebauten Technik zu schulen. Im Bild erläutert Ralf Possa, Fahrzeugelektriker der Bott Gruppe, die gut zugänglichen Elektroinstallationen im Funkarbeitsraum des Einsatzleitwagens.